Spontan ist meistens am Besten.
So liefern wir am Pfingstsamstag Nachmittags die Kinder bei Oma und Tante ab, machen den Bulli startklar und fahren Richtung Ith. Kurzer Anruf bei meinem Bruder, ob er einen Tipp für eine schöne Location zur Übernachtung hat. Hat er. Bruchsee bei Coppenbrügge.
Der Parkplatz ist gut gefüllt, überwiegend mit Bullis, die ihre Heckklappe Richtung See geöffnet haben. Darin meist Paare, die wohl die gleiche Idee hatten wie wir. Kurz etwas gekocht und dann ein Spaziergang rund um den See. Überall kleine Zugänge zum Wasser, gerade so viel, dass man sich mit Decke gut hinsetzen und ein Glas Wein genießen kann. Nach einem 20-minütigen Rundgang um den See ab auf die Liegefläche des Bullis. Bilder erspare ich, denn es sieht chaotischer aus, als es ist.
Auf den Spuren vom Rattenfänger
Am nächsten Morgen brechen wir auf Richtung Coppenbrügge, zur Nordseite des Ith. Dort haben wir uns die ca 3-stündige Wanderung auf dem Götterpfad herausgesucht. Sie führt erst unterhalb des Ith-Ausläufers Richtung Bessingen. Auf dem Weg dorthin laufen wir unter einer Vielzahl von Greifvögeln entlang, die offenbar die Hanglage und die Abgeschiedenheit ebenso genießen wie wir.
In Bessingen trinke ich aus der Schwefelquelle, angeblich unbedenklich. Meine Frau verzichtet und liest vor, wie die Einheimischen die Quelle nennen: „Stinkeborn“. Das passt. Wir lernen auch noch, dass offensichtlich der Rattenfänger von Hameln in Richtung Osten ausgezogen ist, um sich mitsamt der Kinderschar im Schlepptau an den Bürgern für die mangelnde Bezahlung für seine Dienste zu rächen. Sowas fasziniert mich. Immer. Und ich wünsche mir in solchen Momenten, dass ich kurz in die Zeit reisen könnte, um als unsichtbarer Beobachter den Wahrheitsgehalt solcher Sagen, Mythen und Schauergeschichten zu überprüfen. Später kommen wir noch an der Teufelsküche vorbei, zu der der Rattenfänger angeblich die Kinder verschleppt und ihrem tödlichen Schicksal überlassen hat. Ich sag doch – besser als alle Netflix-Mystery-Serien.
Wir wandern weiter und merken, dass rund 250 Höhenmeter auch im Ith anstrengend sind. Rauf zu „Adam und Eva„. Während wir vorher fast allein unterwegs waren, wird es hier verhältnismäßig voll. Ein paar Jugendliche, die herausfinden werden, wie anstrengend Aufstieg unter Alkoholeinfluss ist und einige Familien mit Hunden und Kindern.
Besser als Netflix-Mystery
Weiter gehts zur Teufelsküche, die wohl leider das Ziel des Rattenfängers mit den entführten Kindern war. Wer sich auf solche Mythen einlassen kann, der bekommt an dieser Stelle eine kleine Gänsehaut. So wie ich. Wem das egal ist, der genießt einfach die Felsformationen, Schluchten und Abhänge. Leider keine Kletterer… die sind eher weiter südlich an den berühmten Ith-Klippen aktiv.
Unser Day-Trip endet am frühen Nachmittag. Wir pennen noch eine Runde. Diese Zeit ohne Kinder muss man genießen. Kurz eingenickt, ruft der Große von seinem Handy an und will wissen, wann wir kommen. Der Trip endet hier nach ca. 15.000 Schritten. Der Kopf ist wieder frei und wir freuen uns auf zuhause.